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Meinungen
Video: Tierbestattung auf der schwäbischen Alb
Das Team vom SÜDKURIER hat uns in der ehemaligen Pauluskirche in Albstadt-Pfeffingen besucht. Die Kamera war überall dabei und hat Bilder und Emotionen eingefangen.
Eine solche Location um von seinem geliebten Tier, Hund, Katze, Pferd, allen vierbeinigen Familienmitglieder Abschied zu nehmen gibt es nur in Albstadt. Am 28. Mai 2024 hat das Team des SÜDKURIER diese Bilder in der ehemaligen Pauluskirche bei der Tierbestattung Schönhalde eingefangen.
Der Clip wurde am 30.06.2024 in der Mediathek auf suedkurier.de veröffentlicht.
Die erste Tierbestattungskirche in Europa: Hier finden Hund, Katze & Co. die letzte Ruhe
© Video: Marie-Finn Bruker, Jeronimo Hillgruber
In Pfeffingen bei Albstadt steht sie: Die erste Tierbestattungskirche Europas. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Ellen Weinmann gründete er vor knapp vier Jahren das Tierbestattungsinstitut.
Tierbestattung auf der schwäbischen Alb
Die Nachfrage war von Anfang an groß und die privaten Räumlichkeiten der Tierbestatter reichten bald nicht mehr aus. Florian und Ellen planten den Umbau, ganz zufällig stießen sie auf die freistehende Pauluskirche.
Die Kirche war ein zufälliger Glücksgriff. Erst sollte die Kirche abgerissen werden, dann ein Motorradhändler in ihre Mauern einziehen. Letztendlich fiel die Wahl auf Ellen und Florian.
Der ehemalige Pfarrer der Pauluskirche, sowie ihre Gemeinde stehen der neuen Nutzung der Kirche positiv gegenüber.
Kritik von der katholischen Kirche
Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger sieht das anders. Er sagte gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA): „Wir sollten Tiere nicht vermenschlichen. Ein eigener katholischer Trauerritus für Haustiere ist für mich undenkbar. “
Die Tierbestatter klären auf: Es handele sich hier um ein Missverständnis. Die Kirche wurde entweiht, die jetzige Arbeit innerhalb des Hauses sei in keinem religiösen Kontext.
Für einen würdevollen Abschied
Viele der Tiere würden nach ihrem Ableben unter unwürdigen Bedingungen entsorgt oder schlichtweg beim Tierarzt gelassen werden, erzählt Florian Düsterwald. Das Tierbestattungsinstitut will die Möglichkeit geben, sich angemessen und nach Wunsch der Hinterbliebenen von den geliebten Vierbeinern zu verabschieden.
Gemeinsam wollen er und Ellen Weinmann so den Verstorbenen einen pietätvollen und schönen letzten Weg ermöglichen.
Videotranskript:
SÜDKURIER: In Pfeffingen bei Albstadt gibt es die erste Kirche für Tierbestattungen in Europa. In der ehemals evangelisch-methodistischen Pauluskirche können Menschen ihre Haustiere bestatten lassen. So zum Beispiel Jasmin Maute: „Unser kleiner Beerus, der war erste acht Monate, und den mussten wir leider einschläfern lassen. “
Jasmin Maute: Ich find des gehört einfach zur Trauerbewältigung wirklich in meinen Augen halt schon dazu. Man spürt den Schmerz auch richtig. Und vor drei Tagen durften wir ihn dann hier abholen und die Frau hat dann die Asche in die Urne hat uns die Asche auch nochmal gezeigt und dann konnten wir ihn mitnehmen, ja, ja, genau.
SÜDKURIER: Die Frau ist Ellen Weinmann. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten Florian Düsterwald bestattet sie seit knapp 4 Jahren Katzen, Pferde, bis hin zu Kängurus. Zu Beginn in privaten Räumlichkeiten. Das daraus eine Kirche wurde, war reiner Zufall.
Florian Düsterwald: Wir hätten sowieso mehr Platz gebraucht, weil’s uns, ähm, einfach zu eng wurde. Wir waren eigentlich drauf und dran zu erweitern, als sich das ergeben hat dass die Kirche hier aufgegeben wird und dass sie nach ner vernünftigen Nachnutzung suchen.
SÜDKURIER: Erst sollte die Kirche abgerissen werden, dann ein Motorradhändler in ihre Mauern einziehen. Letztendlich fiel die Wahl auf Ellen und Florian.
Ellen Weinmann: Wo das klar war, dass wir das Klirchle übernehmen dürfen, hat der Pfarrer praktisch einen letzten Abschieds-Aussegnungs-Gottesdienst organisiert. So viel Zuspruch und so’n herzliches Willkommen einfach auch von der Gemeinde. Also, es war total berührend, und hätten wir so gar nicht erwartet.
SÜDKURIER: Auch der Pfarrer der ehemaligen Gemeinde steht nach eigenen Aussagen dem Ganzen positiv gegenüber. Deutliche Kritik kommt von der katholischen Kirche. Der Freiburger Erzbischof Stefan Burger sagt gegenüber der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA): „Wir sollten Tiere nicht vermenschlichen. Ein eigener katholischer Trauerritus für Haustiere ist für mich undenkbar. “
Diese Auffassung sei ein Missverständnis, sagen die Tierbestatter.
Ellen Weinmann: Das Kirchle wurde mit der Übergabe an uns entweiht, ja, ist ist kein religiöser Ort mehr. Wir machen hier auch keine religiösen Tier-Trauerfeiern.
Florian Düsterwald: Wenn jemand ein eigenes Ritual oder einen eigenen Redner in eine bestimmte Richtung möchte ist natürlich hier trotz alledem der richtige Raum dafür.
SÜDKURIER: Würdest Du das auch im religiösen Kontext sehen?
Florian Düsterwald: Von unserer Seite aus, ja, wir stehen dem nicht entgegen.
SÜDKURIER: Aber ob religiös oder nicht, im Vordergrund steht die Begleitung der Trauernden, und deren Vorstellung der Bestattung, von der Fahrt zum Krematorium bis zum Abschied. Egal ob im Stillen oder mit einer pompösen Trauerfeier, Da sind Ellen und Florian flexibel.
Staat und Behörden ziehen jedoch klare Grenzen. So dürfen Nutztiere nicht kremiert werden, also Tiere die der Erzeugung von Nahrung dienen.
Ellen Weinmann: Also es ist so dass ja die Nutztiere, also nicht die Haus- und Heimtiere sondern die Nutztiere nach ihrem Ableben an den Staat übergehen. Also der Besitz der Tierkörper geht an den Staat über, geht in die Entsorgung.
Florian Düsterwald: Ganz viele Tiere werden noch einfach entsorgt oder geschreddert, beim Tierarzt gelassen, das haben die denke ich nicht verdient.
SÜDKURIER: Gemeinsam wollen die beiden Tierbestatter den Verstorbenen einen pietätvollen und schönen letzten Weg ermöglichen. Zu dieser Arbeit gehört aber auch die tägliche Konfrontation mit dem Tod.
Ellen Weinmann: Ich werde oft gefragt, wie kannst Du diese Arbeit machen? Jeden Tag umgeben von traurigen Menschen? Aber, die Liebe, die man von den
SÜDKURIER:Menschen wieder zurückbekommt für seine Arbeit, ähm, erfüllt einfach das Herz.
Das Tierbestattungsinstitut ist Ellen und Florian eine Herzensangelegenheit. Diese soll auch so weitergeführt werden. Ella’s Traum für die Zukunft: Ein Trauercafé, in dem sich Menschen austauschen und verbunden fühlen können.