Auf der Alb: Deutschlands erste Kirche für Katz und Hund

In Albstadt-Pfeffingen können Herrchen und Frauchen Abschied von ihren Haustieren nehmen. Was in der ehemaligen Pauluskirche an Bestattungszeremoniell möglich ist.

Von Holger Much 07.08.2023 14:01

 

Florian Düsterwald und Ellen Weinmann mit Hund Jaro. Beide organisieren Tierbestattungen in der ehemaligen kleinen Kirche in Albstadt. So wie sich Herrchen und Frauchen sich den Abschied vom lieben Haustier wünschen. Foto: Holger Much

ALBSTADT-PFEFFINGEN. Die Pauluskirche in Pfeffingen wurde jüngst an die Tierbestattung Schönhalde verkauft, die zuvor quasi nur ein paar Meter weiter ihren Sitz hatte. Die Kirche wurde mit einem letzten Gottesdienst feierlich übergeben und offiziell entweiht, womit die Möglichkeit für eine neue Nutzung geschaffen wurde. »Ein spiritueller Ort«, sagen die neuen Besitzer des hübschen Kirchleins an der Onstmettinger Straße, »bleibt es trotzdem«.

»Haustiere sind Familienmitglieder«

Jeder, der bereits ein Haustier verloren hat, weiß, wie schmerzvoll dieser Verlust ist, wissen Ellen Weinmann und Florian Düsterwald, ihr Partner im Leben wie im gemeinsamen Tierbestattungsunternehmen. Wenn der geliebte Vierbeiner gestorben ist, wollen viele Tierhalter ihre langjährigen tierischen Freunde würdevoll bestatten. »Haustiere sind Familienmitglieder«, sagt Ellen Weinmann.

Selbst große Tierfreunde hätten sie gespürt, dass es im Bereich der Tierbestattung eine Lücke zu füllen gelte. Seit drei Jahren existiert die Firma nun schon. Das Angebot der Tierbestattung Schönhalde unterscheidet sich letztlich nicht wesentlich von der eines Bestatters für Menschen: Wenn gewünscht, kann das verstorbene Haustier abgeholt werden, der Leichnam wird entsprechend behandelt, aufgebahrt, sodass die bisherigen Halter mit passender Musik in würdigem Rahmen Abschied nehmen können. Und dieser würdige Rahmen, sagen Weinmann und Düsterwald, sei mit dem Kauf der ehemaligen Kirche auf jeden Fall gegeben. Gespräche mit den Besitzern der Tiere nähmen einen großen Rahmen ein. Nach dem Kremieren, für das die Tierbestatter nach Schwäbisch Hall fahren, kann die Asche des Lieblings in der Wohnung platziert oder – das ist erlaubt – im eigenen Gartenbeigesetzt werden.

»Das gibt es in ganz Deutschland noch nicht«

Die Pauluskirche Pfeffingen wurde 1955 von der evangelisch-methodistischen Kirchengemeinde Albstadt erbaut. Ende Juli fand ein letzter Gottesdienst mit Pastor Wolf-Dieter Keßler statt. Die zahlreichen Anwesenden erinnerten sich, berichtet Ellen Weinmann, die auch mit dabei war, an schöne Zeiten und Begebenheiten an diesem Ort. Mit der Pauluskirche am Ebinger Häringstein und der Meßstetter Friedenskirche nutzen die zwei Gemeinden des Albstädter Bezirkes der evangelisch-methodistischen Kirche noch zwei der ursprünglich vier Kirchen. Die Johanneskirche in Tailfingen und eben die Pfeffinger Pauluskirche wurden schon länger nicht mehr genutzt. Der Kirchenschlüssel wurde demnach feierlich an Ellen Weinmann übergeben. Die Kirchengemeinde und das Blasorchester eskortierten mit der Entweihung die Altarbibel, die Kerzen, das Abendmahlgeschirr und die Paramente feierlich nach draußen.

Der Kontakt mit den Gemeindemitgliedern sei sehr freundlich gewesen, sagt Ellen Weinmann. Und, so sagt sie stolz, »eine Tierbestattungs-Kirche gibt es in ganz Deutschland noch nicht«. (ZAK)

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