20 Jahre Tierbestattung Mauthe Köngen (Kreis Esslingen)
Tierbestattung Mauthe Köngen geht nach fast 25 Jahren in Rente
30. Juni 2025
eternity das Fachmagazin für die Bestattungsbranche - Jahrgang 30 Ausgabe 6 - Tierbestattung Schönhalde Albstadt
ETERNITY das Magazin: Tierbestattung Schönhalde Juni 2025
8. Juli 2025

0:00 / 0:00

Handling und Pflege eines sterbenden Hundes

💚 Lemmy 💚

BNN Badische Neueste Nachrichten Tierärztin Carolin Michalowky

BNN Badische Neueste Nachrichten Tierärztin Carolin Michalowky

Oberderdinger Tierärztin begleitet ihren Hund Lemmy bewusst bis zum Lebensende


Kraichgau / Bretten / Oberderdingen

Tierärztin und Hund gehen letzten Weg Hand in Pfote

Oberderdingerin Carolin Michalowsky hat sich bei ihrem Rüden Lemmy für eine bewusste Sterbebegleitung entschieden

Quelle: © Badische Neueste Nachrichten (BNN) | bnn.de (Claudia Pospieszczyk)

Oberderdingen. Lemmy liegt auf einer Decke im Wald und trägt eine Jacke. Die Sonne scheint. Der Wind weht dem Schäferhund-Border-Mischling um die Nase. Genüsslich beißt er in ein Schweineohr. Es sind Videos wie dieses, die die Oberderdinger Tierärztin Carolin Michalowsky auf ihrer Reise mit Lemmy über soziale Medien wie Instagram teilt. Vier Monate lang begleitete sie ihren Hund im Sterbeprozess. Mittlerweile ist der Rüde tot.

„Tiere, die zum Sterben bereit sind, halten die Pfoten hin.“
Carolin Michalowsky, Tierärztin

„Lemmy ist fünfzehneinhalb Jahre alt geworden. Das ist sehr alt für einen Hund“, erzählt Carolin Michalowsky im Gespräch mit dieser Redaktion. Lemmy kam im Alter von drei Jahren als schwer vermittelbarer Hund zu der jungen Frau. „Wir wurden rasch ein gutes Team und hatten schon immer eine ganz besondere Verbindung.“ Als die Hinterbeine des Rüden gelähmt waren, trug Carolin Michalowsky ihn nach draußen. Dadurch konnte ihr Hund auch weiterhin an der frischen Luft sein.

Als Lemmys Sterbeprozess beginnt, frisst und trinkt er zehn Tage lang nichts mehr. „Aus schulmedizinischer Sicht hätte ich ihn einschläfern können“, betont Carolin Michalowsky. Doch ist das der richtige Weg? „Es gibt bei Geburten ja auch natürliche Geburten und Kaiserschnitte“, sagt die Tierärztin.

Sie beschäftigt sich seit einigen Jahren mit Tierkommunikation und merkt, dass Lemmy noch nicht bereit ist, zu gehen. Deshalb entschließt sie sich, ihren Hund im Sterbeprozess zu begleiten. Der schwarze Mischling kämpft sich zurück ins Leben, frisst und trinkt nach zehn Tagen wieder. Da steht für Carolin Michalowsky fest: „Wir beide gehen diesen Weg bis zum Schluss zusammen.“ Was sie auf diesem Weg erlebt, bringt sie laut eigenem Bekunden immer wieder an ihre Grenzen und darüber hinaus. „Nach zwei Wochen dachte ich, ich kann nicht mehr“, beschreibt die junge Frau ihre Gefühle. Nächte mit wenig Schlaf kosten sie viel Kraft.

Trotzdem hält sie durch. Sie unterstützt Lemmy bei der Entleerung der Blase und legt ihm bis zu sechsmal täglich eine neue Windel an. „Für mich war Fürsorge als Glaubenssatz damit verbunden, keine Zeit mehr für mich zu haben“, erinnert sie sich.

In ihrer Fürsorge um ihren Hund durchlebt sie einen Wandel und verbindet den Begriff „Fürsorge“ schließlich mit etwas Positivem. Gleichzeitig kommen in der intensiven Zeit verschiedene Themen in ihr auf. „Ich habe durch Lemmy Geduld gelernt, denn ein Sterbeprozess erfordert sehr viel Geduld“, erzählt die junge Frau.

Während all dieser Zeit sei ihr Hund stoisch ruhig geblieben. Sie lernt ihre persönliche Lebenslektion, wie sie betont. „Es bringt nichts, die Dinge zu beschleunigen.“ Nach vier Monaten bemerkt Carolin Michalowsky eine Veränderung bei ihrem Hund und weiß, dass er bereit ist, zu gehen.

„Tiere, die zum Sterben bereit sind, halten die Pfoten hin“, sagt die Tierärztin. Sie trifft schließlich die Entscheidung, Lemmy unter Tränen einzuschläfern. „Er hat mir gezeigt, dass Einschläfern zu dem Zeitpunkt sinnvoll war.“ Was bleibt, ist Dankbarkeit für die gemeinsame Zeit. „Es war so viel Liebe im Raum. Die Verbundenheit zwischen Lemmy und mir besteht auch noch über seinen Tod hinaus“, sagt sie.

Tierärztin Carolin Michalowsky und Hund Lemmy

Tierärztin Carolin Michalowsky und Hund Lemmy

Carolin Michalowsky ist seit zwölf Jahren Tierärztin. Sie kritisiert, dass man an der Universität nichts über das Einschläfern lernt. „Als Assistent muss man dann irgendwann diesen technischen Akt durchführen, der aber auch sehr emotional ist“, sagt sie. Ihren ersten Job bei einem Rindertierarzt verliert sie, weil sie sich weigert, einen jungen Zwingerhund einzuschläfern. In ihrem Beruf erlebt sie wiederholt, wie sich Tiere beim Einschläferungsprozess wehren.

Während ihrer Tätigkeit in Kliniken und Praxen im Angestelltenverhältnis erlebt sie Diagnosen, mit denen Tierbesitzer zum Einschläfern ihres Haustiers gedrängt werden. „Ihnen wurde Angst gemacht, dass die Tiere grausam ersticken oder verhungern“, erinnert sich Carolin Michalowsky. Sie stellt sich schließlich die Frage, ob Tiere auch auf natürlichem Weg gehen können. Sie weiß, dass Tiere ihre Nahrungsaufnahme einstellen und den Stoffwechsel herunterfahren, wenn es Zeit ist, zu gehen. Die Gesellschaft sei es gewohnt, das Sterben abzugeben. „Oftmals werden Tiere eingeschläfert, weil ihr Besitzer nicht mehr kann“, so Michalowsky. Oft hört sie, ein Tier würde leiden. Leid sei aber ein menschlicher Begriff. „Jeder muss sich selbst die Frage stellen, ob man den Lebensfaden eines Tiers abschneidet oder das Tier idealerweise begleitet, bis es sanft einschläft“, so Michalowsky.

Sie hat kürzlich ihre neue Praxis in Lienzingen eröffnet, fährt aber als mobile Tierärztin weiterhin in der Region zu Hausbesuchen. Im häuslichen Umfeld berät sie ausführlich über die verschiedenen Phasen eines sterbenden Tieres. „Die meisten Besitzer verblüfft, dass es andere Möglichkeiten gibt. Sie sind dankbar und entscheiden sich für eine bewusste Begleitung ihres Tieres“, so Michalowsky. Wer Interesse an einer Gruppe zum Austausch hat, kann sich per E-Mail an Carolin Michalowsky wenden.

Video-Quelle: Carolin Michalowsky, Tierärztin

Tierärztin Carolin Michalowsky

Tierärztin Carolin Michalowsky


Lesen Sie den ganzen Artikel bei den BNN:

Externer Link zu www.bnn.de   www.bnn.de Esslinger Zeitung