Tierbestattungen
Pferdebestattungen in Baden-Württemberg
eternity das Fachmagazin für die Bestattungsbranche – Tierbestattung Schönhalde Albstadt
eternity das Magazin: Tierbestattung
Zur Trauerfeier kam der ganze Reitverein
Tierbestattung Schönhalde
Quelle: © Andrea Lorenzen-Maertin | eternity | Jahrgang 30, Juni 2025 | eternitydasmagazin.de
Trauerfeiern für Tiere in einer Kirche? In der Schwäbischen Alb, genauer gesagt in Albstadt-Pfeffingen, ist das möglich. In den einzigartigen Räumlichkeiten der ehemaligen Pauluskirche befindet sich seit 2023 die Tierbestattung Schönhalde. Die Tierbestatter Ellen Weinmann und Florian Düsterwald kümmern sich allerdings schon seit sechs Jahren liebevoll um verstorbene Vierbeiner und ihre hinterbliebenen Menschen. Ellen Weinmann schildert eternity, warum sie ihren Traum vom Beruf des Tierbestatters verwirklichte – und blickt dabei auf eine lange Familientradition zurück.
„Meine Pflegeeltern waren selbst 25 Jahre lang in diesem Beruf, waren sozusagen Tierbestatter der ersten Stunde. Tiere spielten bei uns in der Familie immer eine große Rolle und wurden liebevoll im Garten beerdigt. Die Wende brachte dann unsere Deutsche Dogge. Als unser großer Rüde starb, brachten wir ihn von Stuttgart zur Kremierung nach München. Und kehrten mit der Urne zurück. Das war so heilsam.“ Diese Erfahrung gebar die Idee, selbst Tierbestattungen anzubieten.
Auch Pferdebestattungen ermöglichen Ellen Weinmann und ihr Lebensgefährte Florian Düsterwald. Trotz aller Widrigkeiten und der zahlreichen behördlichen Hürden. Immer mehr Reiter und Pferde- oder Eselfreunde möchten dem langjährigen Wegbegleiter einen würdigen Abschied bereiten. „Wir kümmern uns etwa um ein Pferd pro Woche, einmal pro Woche fahren wir zum Krematorium, das die großen Körper bis zur Kremierung im Kühlhaus aufbewahrt. Wir sind hier der einzige zugelassene Pferdebestatter, der alles aus einer Hand anbieten kann, sonst bieten die Krematorien aber auch selbst die Abholung an.“
Da bei Schönhalde jeder Schritt in Bestatterhänden liegt, bedeutet dies, dass bereits die Formalitäten übernommen werden. So bedarf die Einäscherung von Equipen in jedem Einzelfall einer Ausnahmegenehmigung des örtlich zuständigen Veterinäramtes. Auch die Abholung des Pferdes wird übernommen. Und das ist nicht immer ganz einfach. Daher haben sich die Tierbestatter lange und intensiv damit befasst, wie man einen großen Pferdekörper würdevoll in ein Transportfahrzeug bekommt. Denn oftmals ist genau das der schrecklichste und erschreckendste aller Momente.
„Wir haben deshalb einen Hebewagen, also ein Gestell entwickelt, das sowohl bereits für den Vorgang der Euthanasie als auch für den Transport des toten Körpers in das Fahrzeug ausgestattet ist. Das Pferd wird im besten Falle bereits nach der Beruhigungsspritze – also noch stehend – „eingeschlauft“, und wenn die Euthanasie erfolgt, fällt es nicht irgendwie zu Boden, sondern wird aufgefangen und geht mit dem Gestell schwebend in den Hänger und auf direktem Wege ins Krematorium.“
Wer sich für eine Kremierung entscheidet, muss mit Kosten von etwa 3000 Euro rechnen. Der Ablauf im Krematorium sieht wie folgt aus: Bei einem Pferd wird der Ofen kalt bestückt, das heißt,
das große Wesen wird durch die riesige Öffnung in den kühlen Ofen geschoben, der erst nach dem Schließen der Tür hochgefeuert wird. Je nach Gewicht des Tieres dauert die Einäscherung acht bis zwölf Stunden, manchmal auch länger. Anschließend werden die Knochen und Zahnreste gemahlen, etwa 40 bis 50 Kilogramm Asche bleiben übrig, die dem Besitzer des Pferdes übergeben werden. „Viele möchten gar nicht die gesamte Asche, es reicht oftmals eine kleinere Menge, um eine kleine Urne zu füllen. Manche entnehmen auch etwas Asche, um daraus einen Diamanten fertigen zu lassen. Andere nehmen die Gesamtasche mit und verstreuen diese auf der Koppel, um das Pferd symbolisch wieder freizulassen. Andere sind unentschieden und nehmen erst einmal die Asche in Empfang und entscheiden zu einem späteren Zeitpunkt, was sie damit tun möchten.“ Jeder geht mit diesem Teil der Trauer und Trauerarbeit anders um.
Im benachbarten Ausland wie Frankreich oder den Niederlanden ist es schon länger möglich, Pferde in großen Anlagen zu kremieren. In Deutschland gibt es nur wenige Krematorien, die über entsprechend große Öfen verfügen. Über diesen Service und das Angebot, die Trauerfeier in der einstigen Kirche im Ort abhalten zu können, freuen sich immer mehr Pferdefreunde. An eine Trauerfeier erinnert sich Ellen Weinmann besonders: „Bei der Trauerfeier war der ganze Reitverein da. Die Urne wurde mit dem eigenen Pferdehänger abgeholt, der war komplett mit Blumen geschmückt – ein einziges Blumenmeer als letztes Geleit.“
Dass ihre Arbeit immer wichtiger wird, bemerkt Ellen Weinmann schon seit längerer Zeit. „Ich finde, seit etwa acht Jahren verändert sich etwas. Das Tier ist ein vollwertiges Familienmitglied geworden und wird auch nach dem Tod so behandelt und betrauert. Das merkt man auch an der größer werdenden Zahl der Tierbestatter. Ich selbst freue mich, dabei helfen zu können, den Schmerz zu lindern. Das liegt vielleicht daran, dass ich selbst so
etwas erlebt habe und mich in die Gefühle der Leute hineinversetzen kann. Habe ich wirklich Liebe empfunden für das gestorbene Wesen, ist es egal, ob Tier oder Partner, das Gefühl ist das Gleiche – ohne das Tier zum Menschen zu machen.“
Andrea Lorenzen-Maertin
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