Meinungen
Video: ARD alpha am 06.11.2024
Trauern um Haustiere
(Euromaxx DW.com)
Das Team der Deutsche Welle hat uns einen Tag begleitet in der ehemaligen Pauluskirche in Albstadt-Pfeffingen. Die Kamera war überall dabei und hat unbeschreibliche Bilder und Emotionen eingefangen. Die Ausstrahlung erfolgte unter Anderem auf ARD alpha am 06. November 2024.
Eine solche Location um von seinem geliebten Tier, Hund, Katze, Pferd, allen vierbeinigen Familienmitglieder Abschied zu nehmen gibt es nur in Albstadt. Am 13. März 2024 hat das Team der Deutsche Welle diese Bilder in der ehem. Pauluskirche bei der Tierbestattung Schönhalde eingefangen.
Der Bericht wurde von der DW auf deutsch, englisch, spanisch und auf arabisch weltweit veröffentlicht.
Videotranskript:
Diese Familie trauert um ein geliebtes Familienmitglied.
Er war immer da, immer präsent – ob ich ihn gebraucht habe oder nicht.
Er war immer präsent, ja, einfach immer da.
Gabi und Peter Bachem trauern nicht um einen Menschen, sondern um ihren
Hund Pinu’u, einen Malamute-Husky.
Hier in der ehemaligen Pauluskirche im süddeutschen Albstatt-Pfeffingen,
80 Kilometer von Stuttgart entfernt, können sich Familien gebührend
von ihren vierbeinigen Freunden verabschieden.
Ein Gottesdienst für Tiere?
Ist das in Deutschland überhaupt erlaubt?
Dazu später mehr.
Sonja Westermann ist eine professionelle Trauerrednerin – für
Menschen und Tiere.
Ihre Rede über Pinu’u ist voller Anekdoten und Erinnerungen, als würde
sie über einen Menschen sprechen.
Für mich gibt es keinen Unterschied, weil, wenn man jemanden richtig
geliebt hat und ein Familienmitglied verabschiedet, dann ist der Schmerz
derselbe: ob ein geliebter Mensch weg ist oder ein geliebtes Tier.
Ellen Weinmann und ihr Partner Florian Düsterwald haben die
evangelisch-methodistische Kirche im August 2023 gekauft.
Wie hat die Gemeinde auf ihr Vorhaben reagiert, in dem
ehemaligen Gotteshaus Tierbestattungen abzuhalten?
Wir hatten wahnsinniges Glück, als wir die Kirche übernommen haben.
Es hat dann ein Aussegnungsgottesdienst
stattgefunden mit allen ehemaligen Gemeindemitgliedern, waren alle da.
Wir haben uns persönlich kennengelernt.
Jeder hat es für gut befunden und freut sich, dass die Kirche in diesem
Sinne weitergenutzt wird.
Und was sagen sie kritischen Menschen, die das alles für
etwas übertrieben halten?
Gar nichts!
Für den einen Mensch ist das nur ein Tier und für den anderen ist es
ein vollwertiges Familienmitglied.
Und wir sagen immer, jeder darf so trauern, wie er möchte, und jeder
darf den Raum dafür bekommen, ob es ein kleiner oder großer Raum ist,
entscheidet letztendlich das Herz.
Die Hunde von Silvan und Annette Gessner sind noch quicklebendig, doch
einer ihrer irischen Wolfshunde wird nicht mehr lange leben.
Das Paar weiß zu schätzen, dass es einen Ort gibt, an dem sie die
Beerdigung ihrer Tiere planen können.
Also für uns ist das wie so ein Kreis, wie so ein roter Faden, im
Kreis gelegt: Abschied nehmen, Einäschern, in die Urne und
wieder nach Hause.
Dann ist für uns dieser Kreis geschlossen.
Aktuell leben rund 34 Millionen Haustiere in deutschen
Haushalten, Tendenz steigend.
Ellen Weinmann organisiert jedes Jahr bis zu 1.000 Trauerfeiern für
verstorbene Haustiere – darunter auch Pferde.
Der Preis liegt – je nach Gewicht des Tieres – zwischen 250 und 4.000 Euro.
In Deutschland gelten sehr strenge Regeln für die Bestattung von
Haustieren, anders als zum Beispiel in den USA, wo es keine einheitlichen
Gesetze dafür gibt.
Der Gesetzgeber in Deutschland sagt ganz klar, jedes Haus- und Heimtier
darf kremiert werden, wiederum jedes Tier, das in der Theorie essbar wäre,
darf nicht kremiert werden.
Das ist natürlich beim Pferd ein Grenzfall, weil ein Pferde auch
gegessen werden kann, aber wir haben beim Pferd die Möglichkeit, eine
sogenannte Ausnahmegenehmigung zu beantragen, und dann darf dieses Tier
in die Kremierung gehen.
Zurück in der ehemaligen Pauluskirche.
Der evangelische Pfarrer Markus Gneiting kommt vorbei.
Was hält er als Kirchenvertreter von den Tierbestattungen in
einem ehemaligen Gotteshaus?
Also ich kann in dem Fall natürlich eher für die evangelische
Landeskirche sprechen: Die Tierbestattung ist möglich.
Die Frage ist natürlich, mit welchen liturgischen Ritualen
man das begleitet.
Und da muss man schon genau hinschauen, dass es nicht identisch
ist mit einer humanen, menschlichen Bestattung.
Aber dass man Menschen begleitet, die ein Tier verabschieden müssen, das
ergibt sich schon aus der Nächstenliebe, aus der Fürsorge und
auch der Seelsorge für die Menschen.
Die Trauerfeier für den verstorbenen Pinu’u nähert sich dem Ende.
War die Zeremonie der richtige Rahmen für die Bestattung
des geliebten Haustiers?
War schon Traurigkeit – aber ich habe immer wieder diese Bilder angeschaut,
und das Leben vom Pinu’u lief an mir vorbei.
Es war wieder eine ganz andere Welt kurz.
Wir waren wieder richtig mit ihm zusammen.
Die Tierbestattung in der ehemaligen Kirche ermöglicht einen sehr
emotionalen Abschied vom besten Freund des Menschen.
Es hat alle die dabei waren sehr berührt und war wirklich nett und angenehm zusammen zu arbeiten für diese tollen Aufnahmen.
Quelle: DW https://www.dw.com/de/trauern-um-haustiere/video-70662140