Südfinder vom 16.Dez.2020
16. Dezember 2020Schwäbische Zeitung
vom 12.12.2020
Wie ein Tierbestatter trauernden Haustierbesitzern helfen will
Für viele Menschen ist das Haustier ein wichtiger Teil der Familie, für Alleinstehende manchmal auch der beste Freund. Stirbt es, fällt nicht nur der Abschied schwer, sondern auch der Anruf bei der Tierkörperbeseitung. „Nicht jeder kann seinem Haustier eine letzte Ruhestätte im eigenen Garten bereiten, schon gar nicht, wenn es sich um größere Tiere handelt“, sagt Michael Schneider aus Rulfingen. Gemeinsam mit Florian Düsterwald und Ellen Weinmann aus Albstadt hat er deshalb eine Tierbestattung eröffnet. „Für den Landkreis Sigmaringen gibt es so etwas bisher nicht“, sagt er.
Einen angemessenen, würdevollen Abschied vom Tier wollen die drei Unternehmer den zurückbleibenden Menschen bereiten. Sie bieten deshalb an, kleine und große Haustiere nach ihrem Tod bei den Besitzern oder dem Tierarzt abzuholen und sich um die Einäscherung zu kümmern.
Einpressen zum Diamanten
Außerdem beraten sie bei der Auswahl von Urnen oder anderen Möglichkeiten, die Asche aufzubewahren wie in Schmuckstücken oder dem Einpressen zu Diamanten. Auf einem Hof in Albstadt, auf dem einmal Schafe gezüchtet wurden, haben sie das Schlachthaus so umgebaut, dass die Tierkörper dort aufbewahrt werden können, bis sie ins Krematorium gebracht werden. Große Tiere wie Pferde werden nach der Abholung gleich ins Krematorium gebracht.
Der eigene Hund in der Tierkörperbeseitigung
Die Idee einer eigenen Tierbestattung tragen die drei schon länger mit sich herum. „Als mein Schäferhund gestorben ist, war das eine wirklich schmerzhafte Erfahrung“, erzählt Schneider. „Wir haben ein Familienmitglied verloren und hatten keine Möglichkeit, es vernünftig zu beerdigen.“ Der Boden sei im Winter gefroren, das Tier eigentlich für ein Grab im Garten auch zu groß gewesen. Dass der treue Gefährte am Ende in der Tierkörperbeseitigung gelandet sei, hätte sich die Familie nie richtig verziehen. „Wir haben erst aus der Situation heraus angefangen, uns über Tierbestattungen zu informieren“, sagt Düsterwald. „Dann wurde es immer konkreter.“
Eine Berufsausbildung braucht ein Tierbestatter nicht. Veterinär- und Gesundheitsamt müssen Räume und Fahrzeuge abnehmen. „Die Hygienevorschriften sind ähnlich wie in der Lebensmittelbranche“, sagt Düsterwald. Seit einigen Wochen sind alle Genehmigungen eingeholt, Flyer wurden gedruckt und eine Homepage eingerichtet. Zwischen Rottweil und Riedlingen, Mössingen und Pfullendorf soll ihr Einsatzgebiet liegen. „Unser Ziel ist es, die Tiere noch an dem Tag abzuholen, an dem sich die Besitzer melden“, sagt Schneider. Aus eigener Erfahrung weiß er, dass die Dinge schnell geregelt werden sollten.
Eine besondere Lösung für Pferde
Auf Wunsch sind die Bestatter dabei, wenn Pferde eingeschläfert werden müssen. „Wir haben ein System entwickelt, bei dem die Pferde gehalten werden und nicht einfach umfallen“, sagt Düsterwald. „Diesen Anblick wollen wir den Reitern ersparen.“ Gleiches gelte für die Verladung in den Anhänger und den Transport. „Alles soll so sanft und respektvoll wie möglich vor sich gehen.“
Die Kunden können bei der Einäscherung zwischen zwei Varianten wählen. Bei der Gemeinschaftskremierung wird das Haustier mit anderen verbrannt, die Asche in einem Wald beim Krematorium beigesetzt. Bei der Einzelkremierung erhält der Besitzer die Asche in einem angemessenen Behältnis zurück. „Es ist erlaubt, die Asche auf dem liebsten Spazierweg oder an einer besonderen Stelle in der Natur zu verteilen“ sagt Schneider. Viele würden sie aber auch in einer Urne in den eigenen vier Wänden aufbewahren.
Zu ihrer Arbeit als Tierbestatter gehört auch, die Tierhalter bei ihrer Trauerarbeit zu begleiten. „Jeder nimmt anders Abschied“, sagt Schneider. „Manche werden uns sicher die ganze Lebensgeschichte ihres Hundes oder ihrer Katze erzählen, andere lieber schweigen.“ Sie wollen versuchen, allen gerecht zu werden und sich die entsprechende Zeit zu nehmen.
Die Tierbestattung Schönhalde wurde nach dem Wald in der Nähe des Albstädter Hofs benannt. „In Balingen gibt es einen Tierbestatter, der Schneider heißt“, sagt Düsterwald. „Es hätte sich nicht gehört, den Namen zu verwenden.“ Außerdem sei man ja zu dritt im Team, da hätte sich ein komplett anderer Name einfach angeboten.
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