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Schwarzwälder Bote
vom 22.12.2020
Begleiter für verstorbene Haustiere
Tiere | Florian Düsterwald, Ellen Weinmann und Michael Schneider haben eine Tierbestattung gegründet
Wenn das Haustier stirbt, ist der Schmerz oft nicht weniger groß als beim Verlust eines treuen Familienmitglieds. Um die letzte Reise des langjährigen Begleiters kümmert sich nun die Tierbestattung Schönhalde.
Von Beate Müller
Albstadt-Pfeffingen. Alles nahm seinen Anfang, als Dick von Gedersberg, der Schäferhund von Michael Schneider, vor gut zwei Jahren starb. Sein langjähriger vierbeiniger Freund fand – unfreiwillig unwürdig – die letzte Ruhe. »Das ging mir damals recht nahe«, erinnert sich Schneider.
Als er die Geschichte daraufhin seinen Pfeffinger Freunden Florian Düsterwald und Ellen Weinmann erzählte, keimte die Idee, anderen Tierbesitzern einen würdevollen Abschied von ihrem Liebling zu ermöglichen. Denn wie alles im Leben ist auch das Ableben streng reglementiert. Den tierischen Leichnam im Garten oder im Wald zu vergraben, ist meist verboten, was bleibt sind unschöne »Entsorgungsmethoden« – oder eben ein Abschied, der dem von einem Menschen gleicht.
Im Südwesten gibt es etwa eine handvoll Tierkrematorien, für Großtiere wie Pferde nur eines in Schwäbisch Hall. »Aber im näheren Umkreis gab es einfach keinen Tierbestatter«, erklärt Düsterwald, der selbst bereits bei einem Humanbestatter Arbeitserfahrung gesammelt hat. Es folgten Monate des Lernens und voller Papierkram in enger Abstimmung mit dem Veterinäramt. Denn die Auflagen sind hoch. »Man darf nämlich nicht einfach ein Tier abholen und ins Krematorium bringen«, erklärt Düsterwald.
Im Sommer gründeten Düsterwald, Weinmann und Schneider die Tierbestattung Schönhalde in Pfeffingen zu dritt. Denn ähnlich wie beim Humanbestatter muss das Tier nach dem Tod zeitnah abgeholt werden; daher teilen sie sich die Bereitschaft Tag und Nacht.
Vom Hamster bis zum Hausschwein
Ihren Einsatzkreis möchten sie nicht beschränken, aber fokussieren sich auf den Zollernalbkreis und den Landkreis Sigmaringen. Die Tierbestatter sind nicht nur für die letzte Reise von Hund, Katze und Pferd da, sondern für jedes Haustier vom Hamster bis zum Hausschwein. »Bei Fischen und Reptilien müssen sich die Besitzer aber bewusst sein, dass nach einer Kremierung nichts mehr übrig bleibt«, erklärt Schneider.
Die Fahrzeuge und Anhänger zum Transport toter Tiere müssen genauen Anforderungen entsprechen. Während es bei Kleintieren hauptsächlich um Hygiene geht, ist der Transport einer Pferdeleiche ein enormer logistischer Kraftakt. Dann kommt ihr selbstentwickeltes und patentiertes Transportsystem zum Einsatz, das dem Tier auch in Fällen, in denen das Einschläfern notwendig ist, das Ableben respektvoll und schonend ermöglicht.
Die Tierbestatter holen das verstorbene Haustier ab und bringen es in eines der wenigen Tierkrematorien in Baden-Württemberg, wo der leblose Körper dann kühlend gelagert und schließlich eingeäschert wird. Die Besitzer haben die Möglichkeit, ihren toten Liebling mit anderen
Artgenossen kremieren zu lassen oder einzeln. In letzterem Fall dürfen Herrchen und Frauchen auf Wunsch dabei sein. Bei einer Einzelkremierung erhalten die Besitzer die Asche ihres Tieres, die sie
dann entweder selbst bestatten, in der Natur verstreuen oder in einer Urne zu Hause aufbewahren können. Denn im Gegensatz zu menschlicher Asche ist das bei Tieren nach der Einäscherung erlaubt. Die Tierbestatter sind nicht nur Dienstleister, sondern auch emotionale Stütze. »Wir
unterstützen Herrchen und Frauchen und nehmen ihnen das Unangenehme ab«, erklärt Weinmann. »Bei fremden Tieren nimmt man Anteil, aber hat auch den nötigen Abstand«, ergänzt Schneider. Ellen Weinmann zitiert eine Freundin: »Man wünscht sich, dass man sie nie braucht, aber wenn die Zeit kommt, dann ist es schön, jemanden Erfahrenes an der Hand zu haben.«
Denn wie Schneider, der wieder Hundebesitzer ist, haben auch die Familien Düsterwald und Weinmann tierische Mitbewohner: Dackel Heidi ist mittlerweile 16 Jahre alt, zudem haben sie drei Katzen und zwei Pferde. »Ein Tier ist genauso ein Familienmitglied wie ein Kind, es begleitet einen über Jahre«, findet Weinmann.
Besonders stolz ist das Trio, dass die Tierbestattung Schönhalde Mitglied im Bundesverband der Tierbestatter ist – ein Qualitätsmerkmal.
Weitere Informationen:
www.schoenhalde.de
Michael Schneider, Ellen Weinmann und Florian Düsterwald lieben Tiere – und wollen Herrchen und Frauchen den Abschied von
ihren Lieblingen leichter machen. Foto: Balm
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Quelle: Schwarzwälder Bote Jahrgang 186 Ausgabe Nummer 297 vom 22.12.2020